Wie man noch an einigen unverputzten Stellen im Keller oder auf dem Dachboden erkennen kann, wurde die Schule im traditionellen Ziegelbau errichtet. An wenigen Stellen, vor allem am Giebel, wurde auch eine Fachwerkkonstruktion eingesetzt.
Diese erfüllen jedoch hauptsächlich optische Ansprüche. Die Außenwände sind laut Zeichnungen fast 80 cm dick (keine genauen Maßangaben), was sieben Ziegelköpfen entspricht. Diese Wandstärke sorgt für eine mehr als ausreichende wärmetechnische Isolierung. Vor den Renovierungsarbeiten gab es jedoch Probleme mit der Feuchtigkeit. Im Kellerbereich betragen die Wandstärken zwischen den Zimmern, zum Treppenhaus und zum Gang 64 cm (bei Schornstein bzw. Leitungsschächten mit entsprechender Verdickung). Diese Wandstärke ist erforderlich, um den statischen Anforderungen gerecht zu werden. Ab dem zweiten Obergeschoss lässt sich eine leichte Verjüngung aller Wände feststellen. Die Zeichnungen sind jedoch nicht bemaßt, so dass sich die Verjüngung auf nur etwa 27 cm schätzen lässt.
Die Räume sind alle sehr regelmäßig angeordnet. Deshalb gehen wir davon aus, dass sich noch alle Wände des Hauptgebäudes im Originalzustand befinden. Die Ziegel wurden stets so verbaut, dass immer innen eine Reihe quer und außen eine Reihe längs liegt. Bei der nächst höheren Lage wurde dies einfach andersherum praktiziert. Diese Technik sorgt für eine sehr gute Lastverteilung und -ableitung im Mauerwerk.
Normalerweise wird die Reihe, bei der die lange Seite des Ziegels zu sehen ist, mit einem Dreiviertelstein und bei jeder zweiten Lage mit einem Halbstein versetzt, so dass sich das Muster nach allen vier Lagen wiederholt. Dies sorgt für eine gute Verzahnung der Steine und bringt mehr Stabilität. Im Dachbereich ist die Versetzung bereits durch die Dachschräge gewährleistet, wodurch die für den Kreuzverband charakteristischen Kreuze leicht verschoben sind. Auffällig sind auch die großen Fugen zwischen den längeren Seiten des Ziegels. Dies kommt daher, dass seinerzeit bei der Herstellung der Steine die Fugen nicht berücksichtigt wurden. Die Ziegel hatten zu den damaligen Zeiten noch die Maße 25 cm * 12,5 cm * 7 cm - ein völlig anderes Maßsystem im Vergleich zu heute. Bei diesen Maßen sind zwei Breiten eines Ziegels mit dazwischen liegender Fuge um eine Fuge länger als die Länge eines Steins. Dadurch würde es zu einer Verschiebung der Lagen kommen, welche die Maurer aber durch die großen Fugen umgangen haben. Heutzutage sind die Mauerwerksziegel so gefertigt, dass zwei Steinbreiten und eine Fuge genau der Länge eines Steines entsprechen.
Neben den Ziegeln wurden auch wiederkehrend Natursteinelemente verwendet. Üblicherweise werden in Gebäuden die für die Region typischen Natursteine verbaut. Dies ist in Dresden selbstverständlich der Sandstein. Dieser ist im Gebäude hauptsächlich als Fenstersturz bzw. als Fensterbogen, wo er die Aufgabe der Lastverteilung übernimmt, vorzufinden. Teilweise wurde Sandstein auch im Sockelund im Eingangsbereich eingesetzt. Des Weiteren wurden auch die Säulen des Zaunes und die Rasenborte aus Sandstein gefertigt.
Durch die geringe Tausalzbeständigkeit des Sandsteines und der weichen Oberfläche - sofern sich keine Schutzschicht gebildet hat – musste dieser an manchen Stellen bereits ausgebessert werden.
Die Decken des Gebäudes sind meist aus Stahlbeton und ruhen auf Stahlträgern. Wie einem Bericht über die Decken des Gebäudes aus dem Jahre 1965 zu entnehmen ist, sollen die Decken über einigen Klassenräumen Wölbplatten sein und teilweise auch auf Holzbalken ruhen. Die Bewährung dieser Decken, ein Stabstahl, der damals noch keine Riffelungen zur besseren Verzahnung besaß, wurde wie ein durchhängendes Seil an den Trägern befestigt. Dies sollte für bessere Zugkraftaufnahme sorgen. Der Beton hingegen ist von unten leicht gewölbt, um besser die Druckkräfte aufzunehmen. Die Auflage der Deckenträger befindet sich immer zwischen der Außenwand und der Wand zwischen Flur und Zimmer. Die Trägerlänge misst dabei etwa 6 bis 7 m (zuzüglich der Verankerung in der Wand). Der Abstand der Träger und somit die Spannweite der Decke beläuft sich auf jeweils ca. 3 m. In den Gängen lassen sich einige große Risse erkennen (siehe auch Abb. 17). Diese stimmen nicht mit der Spannweite der Decke überein. Sie entstanden vermutlich dadurch, dass die Decke in verschiedenen Arbeitsschritten gefertigt wurde. Durch das starke, wenn auch langsam verlaufende, Schwinden des Materials Beton bildeten sich im laufe der Zeit diese Arbeitsfugen. Dies sieht zwar gefährlich aus, ist jedoch unbedenklich, da der Schwindprozess aktuell, fast vollständig beendet ist.
Dennoch wurden die Risse bereits in den 60-er Jahren dokumentiert. Allerdings ist bis heute nichts dagegen unternommen worden. Der Bodenbelag über der Betondecke im Flur ist ein einfacher Terrazzobelag mit kleinen Steinen. In den meisten Klassenzimmern liegt ein strapazierfähiger Linoleumbelag und in einigen Räumen findet man auch noch einen Parkettfußboden aus der Erbauungszeit. In diesen Zimmern konnten wir natürlich den Boden nicht auf Risse untersuchen. Lediglich die oberste Decke zum Dachboden und deren Stützbalken bestehen aus Holz. Auf die Fußböden bzw. Decken und deren Aufbau wird im weiteren Verlauf der Abhandlung noch genauer eingegangen.
Die dritte Bezirksschule auf der Emil-Ueberall-Straße / Stollestraße feierte 2002 ihr 100-jähriges Jubiläum. Aus bautechnischer Sicht ist es wohl nachvollziehbar, dass eine solche Zeit Spuren hinterlässt. Aufgrund des historischen Wertes wurde das Objekt unter Denkmalschutz gestellt und bisher zumindest äußerlich komplett saniert und wieder instand gesetzt (2002 - 2006). Im Folgenden werden die prägenden Bauteile, deren Bauweise, beziehungsweise die Gebäudekonstruktionen an sich schwerpunktmäßig abgehandelt. Der Denkmalschutz wird dabei berücksichtigt. Es wird sowohl auf den Urzustand, als auch auf den instand gesetzten Zustand eingegangen, welcher durch einen Kredit für Hausbau realisiert werden konnte.
Aus denkmalpflegerischer Sicht wird grundsätzlich immer die Rekonstruktion des Grundzustandes angestrebt.
Das ursprüngliche äußere Erscheinungsbild dieser Schule konnte bei den bisherigen Untersuchungen im Rahmen der denkmalpflegerischen Konzeption durch das Hochbauamt und das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen nicht eindeutigermittelt werden, da die Ausführung in einigen Bereichen von der planerischen Grundlage abweicht. Archivpläne und handgemalte Postkarten entsprachen nicht dertatsächlichen Umsetzung, so dass man sich bei der Analyse der Gebäudekonstruktion im Vergleich von früher zu heute nur auf Vermutungen stützen konnte.
Bezüglich der Gründung weiß man lediglich, dass es sich hierbei um Streifenfundamente handelt. Welche Dimension sie haben und wie die Bauausführung nun konkret aussah, ist leider unbekannt. Beim gesamten Schultrakt handelt es sich um einen mehr flügeligen Ziegelbau mit langen Klassenraumfluchten in Querwandbauweise mit vorgelagertem Flur.
Die Decken sind zum Großteil aus Eisenbeton (heute: Stahlbeton). Bei den Decken der oberen Geschosse handelt es sich meist um Holzbalkeneinschubdecken, einfach verputzt oder zum Teil als Rabitzkonstruktion (z.B. Turnhalle).
Die Stuckkassettendecke in der Turnhalle wurde nach dem Rabitzverfahren hergestellt, d.h. es handelt sich um eine Decke mit Stahlbetonrippen und Profilstahleinlagen, welche über Holzbalken an Stahlfachwerkbindern abgehängt wurde. Die Stahlfachwerkbinder bilden sozusagen die Tragkonstruktion für die Decke und das Dach.
Rabitz ist eine Drahtputzarbeit, die 1864 vom Maurermeister Carl Rabitz erfunden wurde. 1878 wurde dieses Verfahren patentiert. Rabitz wird nach wie vor im Bereich der Denkmalpflege eingesetzt. Die Raumgestaltung mit dieser Technik bietet der Fantasie der Architektur ungeahnte Möglichkeiten. Decken werden durch das Rabitzverfahren als akustische Maßnahme für die Ausschallung des Zuhörerraumes eingesetzt. Gerade bei kulturellen Veranstaltungen, wozu die Turnhalle bekanntlich ebenfalls genutzt wird, kann dies von großem Vorteil bei der Verständigung sein. Erst in letzter Zeit wurde Rabitz bei geraden Decken durch Trockenbau (Gipskartonplatten) abgelöst. Viele Aufgabenstellungen sind jedoch nicht mit dieser modernen Technik zu bewerkstelligen. In solchen Fällen greift man auch heutzutage immer noch gern auf die alte Rabitztechnik zurück.
Zum Teil wurden auch neue Unterhangdecken vom Typ Armstrong eingebaut, welche sich jedoch schon wesentlich mehr am Schall- und Brandschutz orientieren. In den Fluren ist als Bodenbelag ein schon etwas von der Zeit geprägter Ortsterazzo erkennbar. In den Klassenräumen ist überwiegend Parkett (früher Steinholz) bzw. Textil- oder Kunststoffbelag vorzufinden. Die Nassräume wurden üblicherweise gefliest.
Die einzelnen Etagen sind über zweiläufige Treppenanlagen mit Mittelwand miteinander verbunden. Es gibt keine Treppenaugen, um die Absturzgefährdung für die Kinder ausschließen zu können. Die Treppen an sich bestehen aus Granitstufen, die Treppenpodeste wiederum aus Ortsterazzo. Die nun denkmalgeschützten Handläufe wurden in etwa 85 cm Höhe angebracht und ihre freien Enden mit Holzkugeln geschützt. Bei der Montage wurde darauf geachtet, dass sie weniger als 20 cm von der Wand angebracht werden, um die Möglichkeit des Rutschens und somit die Unfallgefahr zu unterbinden.
Im Folgenden werden die Dachkonstruktionen, die Dachdeckung, sowie die Dachentwässerung näher erläutert. Die Dachlandschaft der 36. Mittelschule / 37. Grundschule gestaltet sich sehr vielseitig. Eine Mischung aus Sattel- (Krüppel-), Walm- und Flachdachkonstruktionen verleiht diesem Schulkomplex ein markantes Äußeres.
Die Dachkonstruktionen bestehen aus Holzdachstühlen. Um die Tragfähigkeit der Dachstühle zu gewährleisten, wurden zum Teil alte Holzbalken gegen neue ausgetauscht. Die Dachdeckung in den Mansardenbereichen und den Kehlen wurde mit Zustimmung der Denkmalpflege als Biberschwanzkronendeckung ausgeführt. Große Bereiche des Daches sind nach Aussagen der Denkmalpflege vor einem unbekannten Zeitraum bereits umgedeckt worden. Dies wurde deutlich, als man die Brandwände näher betrachtete, welche nach der Umdeckung nicht mehr bis an die Dachhaut vermauert und vermörtelt waren. Die damalige Umdeckung erfolgte mit Strangfalzziegeln, die meistens auf den alten Dachlatten vermörtelt waren.
Ob die Strangfalzziegeloder die Bieberschwanzkronendeckung die originale Dachdeckungsart war, ist bis heute ungeklärt. Ein wesentlicher Grund für die Dachinstandsetzung waren die alte, teilweise schon Mazerationserscheinungen2 aufweisende Dachlattung und die gebrochenen bzw. fehlenden Dachziegel. Infolge dieser undichten Stellen bestand die Gefahr der Durchfeuchtung für die Dachhölzer, so dass mit der Neueindeckung des Daches auch gleich die gesamte vorbelastete Dachlattung erneuert wurde.
Eine weitere Instandsetzungs- bzw. Sanierungsmaßnahme war die Dämmung der Mansardendachbereiche, um den wärmeschutztechnischen Anforderungen gerecht zu werden. Allerdings sind diese Hausbau kosten sehr hoch, sodass nach weiteren Fördermitteln gesucht wird, welche man hoffentlich bei Sponsoren der Generation 50Plus bekommt. Zudem wurden Maßnahmen, wie das Anbringen von Vogelschutzgittern, eingeleitet, die das Eindringen von Ungeziefer in den Dachraum verhindern sollen. Der Taubenkot, welcher sich über die Jahre aufgrund der fehlenden Schutzmaßnahmen im Dachbereich ansammeln konnte, musste professionell entfernt werden, denn mit dem Kot scheiden diese Tiere auch immer Mikroorganismen (Bakterien, Hefen und Pilze) und Viren aus. Allein durch das Einatmen der im Laufe der Zeit entstandenen Staubpartikel des Taubenkots können diese Mikroorganismen und Viren in den menschlichen Körper gelangen und gegebenenfalls zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen - eine Gesundheitsgefährdung, die nicht nur für die Kinder, sondern allgemein für jeden Menschen nicht in Frage kommen sollte. Eine aus optischen und denkmalpflegerischen Gesichtspunkten ausgeführte Maßnahme war der Rückbau von nicht mehr benötigten Schornsteinen, bei welchen keine grünen Klinker verbaut wurden. Die mit grünen Klinkern verzierten Schornsteine wurden aus besagten optischen und denkmalpflegerischen Gesichtspunkten erhalten.
Im Rahmen dieser Sanierungsmaßnahme wurde auch eine neue Blitzschutzanlage montiert, welche den heutigen Anforderungen nunmehr gerecht wird.
Um auf eine interessante und zudem optisch sehr schöne Akzente setzende Gebäudekonstruktion einzugehen, ist auf den von der Seite der Emil- Überall-Straße sichtbaren Dachreiter mit Haube und Uhr hinzuweisen. Das Besondere an Dachreitern ist, dass sie im Vergleich zu richtigen Türmen wesentlich kleiner sind und zudem kein eigenes Fundament besitzen. Sie werden konstruktiv auf Gebäude aufgesetzt oder gar in den Dachstuhl integriert. Beim Dachreiter der 36. Mittel- / 37. Grundschule handelt es sich um einen kompletten, sich an Bestandszeichnungen früherer Zeiten orientierenden Nachbau. Das Original des Dachreiters war während der Kriegsjahre völlig zerstört worden. Seine frühere Funktion war die eines Arztzimmers - später dann wurde aus ihm eine Räumlichkeit, die der Seidenraupenzucht diente. Die Haube wurde als Krüppelwalmdach mit grünlasierten Biberschwänzen ausgeführt, um den optischen Ansprüchen der Rekonstruktion und auch dem originalgetreuen Urzustand gerecht zu werden.